Als ich das erste Mal auf die Geschichte von „Der Mann der Bäume pflanzte“ stieß, verliebte ich mich sofort in sie und beschloss, dass sie Teil meines neuen Erzähltheaterprogramms sein werden würde. Ich begann, die Geschichte jeden Tag zu lesen – auf Französisch, der Originalsprache, auf Deutsch und auf Italienisch. Ich war beeindruckt von der Vielfalt der Übersetzungen und liebte die vom Autor gewählte Sprache; einfach, ehrlich und wesentlich. Ich sah die Bilder, hörte die Geräusche und nahm die Gerüche wahr. Ich begann mit der Arbeit an dem Text. 5 Wochen lang machte ich mir Notizen, um sie zu einem Bühnenstück werden zu lassen. Ich schrieb die Geschichte so, wie ich sie fühlte und sah, wie sie sich vor mir öffnete. Auf Italienisch fügte sich Puzzleteil zu Puzzleteil wobei ich versuchte, der Handlung des Autors treu zu bleiben. Anschließend habe ich sie ins Deutsche übersetzt und angefangen, die Bilder zu fixieren und den Rhythmus zu spüren. So entstand mein Bühnenstück „Der Mann der nicht sprach“ frei nach „Der Mann der Bäume pflanzte“ von Jean Giono.
Als das Saxophonquartett „Gramo“ zustimmte, für die Dreharbeiten des Videos zu spielen, war ich so glücklich. Ich kannte die vier ein bisschen, hatte sie spielen sehen und mochte sie sehr. Ich hatte schon ein paar Jahre mit Ai, der kleinen netten Japanerin, zusammengearbeitet und schätzte ihre Kompetenz, Präzision und Zuverlässigkeit sehr.
Die ursprüngliche Idee war, diese Geschichte zu entwickeln und zu interpretieren, indem wir die Kreativität und die unterschiedlichen Fähigkeiten von uns fünfen, den vier talentierten Musikern und mir, kombinierten. Wir trafen uns zum ersten Mal, machten alle einen Covid-19 Test, und, nachdem ich die Geschichte erzählt hatte, machten sich Ai, Raik, Olli und Georg Gedanken über die Musik und spielten einige Stücke, von denen ich sofort begeistert war. Leider erfordert die gemeinsame Entwicklung einer Geschichte viel Zeit und Kommunikation. Da es wegen der Corona Situation nicht einfach war, sich zum Proben zu treffen und das Quartett ziemlich beschäftigt mit Arbeit und Studium war, beschlossen wir, dass ich an der Geschichte arbeiten würde und sie an der Musik. Dann würden wir uns wieder treffen, um zu proben und das Ganze weiter zu formen.
In der Zwischenzeit wurde mir klar, dass die Geschichte, wie ich sie geschrieben hatte, nicht funktionierte, sie war nicht logisch! Also überarbeitete ich sie nochmals komplett. Und ich erzählte und erzählte sie. Ich fing an, sie einigen Freunden zu erzählen und jedes Mal änderte ich sie, korrigierte und passte sie an. Wir probten eigentlich nur noch ein einziges Mal zusammen, weil jeder lieber alleine arbeiten wollte. Dann trafen wir uns im Theater, um in zwei Probentagen Geschichte und Musik zusammenzuführen und das Video zu drehen.
Am 29. und 30. Juni trafen wir uns in dem kleinen „Theater im Hinterhof“ in Köln. Gramo probte den ganzen Samstag. Am Ende hatten wir eine gemeinsame Generalprobe. Alles funktionierte. Die Musik, die Geschichte! Am nächsten Tag haben wir das Video gedreht. Es hat so viel Spaß gemacht!
Die Geschichte ist jetzt wie ein Neugeborenes: Es ist winzig, aber es ist alles da, und alles ist bereits perfekt. In den kommenden Monaten bis zur Premiere im Oktober wird sie wachsen und mehr und mehr zu sich selbst finden. Sie ist eine tolle Geschichte und ich kann es kaum erwarten, sie euch live zu erzählen. In der Zwischenzeit könnt ihr schon eine Kostprobe davon genießen: Einen Ausschnitt aus dem Video. Viel Spaß dabei!!!!!